Abbruch eines IT-Projekts: Ursachen und rechtliche Konsequenzen

Abbruch eines IT-Projekts: Ursachen und rechtliche Konsequenzen

März 2025

Romeo Minini

, lic. iur. RA, Exec. MBA HSG

Den Abbruch eines IT-Projekts begleiten häufig negative Schlagzeilen, die auf Millionenverluste oder Verzögerungen hinweisen. Oft wird die Suche nach Verantwortlichen und die Aufdeckung von Mängeln im Projektmanagement oder Kostencontrolling eingeleitet. Die nachstehenden Punkte beleuchten die Hauptursachen und rechtlichen Konsequenzen eines Projektabbruchs im Allgemeinen und fokussieren dabei auf IT-Projekte.

Projektabbruch als letzte Massnahme

Ein Projektabbruch ist meist das Resultat beiderseitiger Vertragsverletzungen. Der Grad der Verantwortlichkeit bestimmt das Mass, in dem eine Partei für den entstandenen Schaden aufkommen muss. Neben den finanziellen, technischen und rechtlichen Folgen können ein erheblicher Reputationsverlust sowie Vertrauens- und Motivationsprobleme der Mitarbeitenden auftreten.

 

Mängel im Projektmanagement und Präventivmassnahmen

Um einen Abbruch zu verhindern, sind klare vertragliche Regelungen erforderlich, die Anforderungen an Leistungen präzise festlegen. Verweise auf Offerten oder Ausschreibungsunterlagen genügen oft nicht, da diese Lücken aufweisen können. Ein agiles Vorgehen erlaubt die fortlaufende Anpassung von Zielvorgaben und Meilensteinen im Projektvertrag.

 

Eine an die Projektkomplexität angepasste Organisation und die Auswahl qualifizierter Fachpersonen tragen wesentlich zum Erfolg bei. Erfahrungen zeigen, dass unklare Aufgabenabgrenzungen, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen häufig zum Scheitern führen. Ein effizientes Projektcontrolling, das Zeitplan und Budget regelmässig überwacht, ist unabdingbar. Dies erlaubt, zeitnah Massnahmen einzuleiten, sobald Abweichungen festgestellt werden.

 

Bei Verzögerungen oder Kostenüberschreitungen, beispielsweise durch technische Probleme, sollte eine Leistungsüberprüfung durchgeführt werden. Diese kann zur Priorisierung, Etappierung oder zum Verzicht auf bestimmte Leistungen führen.

 

Zusatzleistungen ausserhalb des vertraglich vereinbarten Rahmens sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Zeitplan und Budget sorgfältig zu prüfen. Ohne entsprechende vertragliche Anpassungen sind Verzögerungen und Budgetüberschreitungen häufig vorprogrammiert.

 

Rechtliche Konsequenzen eines Projektabbruchs

Der Abbruch eines Projekts sollte vertraglich festgelegt sein, da das Obligationenrecht nur dem Besteller erlaubt, vom Vertrag zurückzutreten. Daher sollten die rechtlichen Folgen und das Vorgehen bei einem Abbruch in einer gesonderten Vereinbarung geregelt sein, die integraler Bestandteil des Werkvertrags ist.

 

Ein Projektabbruch führt oft zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, in denen Schadensersatzansprüche geklärt werden müssen. Solche Verfahren sind langwierig und kostspielig. Durch einen Kompromiss können die Parteien jedoch Zeit und Kosten sparen.

 

Auch sollten die Parteien die Rechte an bereits erstellten, potenziell verwertbaren Arbeitsergebnissen festlegen. Falls Teile der Arbeit genutzt werden können, ist dies klar zu regeln. Die Herausgabe und Löschung personenbezogener Daten erfolgt gemäss Datenschutzbestimmungen, um Persönlichkeitsrechte und Geschäftsgeheimnisse zu wahren. Konventionalstrafen können diese vertraglichen Regelungen untermauern. Auch die Kommunikation über den Projektabbruch, intern und gegenüber Dritten, sollte vertraglich geklärt sein.

 

Fazit

Ein Projektabbruch stellt für beide Parteien oft das Ende eines belastenden Prozesses dar, kann aber auch der Rettung eines Projekts dienen, wenn frühzeitig reagiert wird. Ist der Abbruch unvermeidlich, sollte das Management beider Seiten eng zusammenarbeiten, um gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen eines möglichen Abbruchs sollten idealerweise bereits bei Vertragsabschluss geregelt sein, um spätere Streitigkeiten zu minimieren.