Immer, wenn ein Unternehmen reorganisiert wird, wenn neue Organisationseinheiten gebildet oder bestehende Einheiten zusammengelegt werden, stellt sich die Frage nach den Strukturen. Die Grösse der Organisationseinheiten spielt dabei meist eine wesentliche Rolle: Wie viele Mitarbeiter kann eine Person direkt führen? Braucht es Unterstrukturen wie Team- oder Gruppenleitungen? Oft wird die Teamgrösse recht sorglos nach Erfahrungswerten oder Bauchgefühl festgelegt. Die Erfahrung mag ein guter Berater sein, aber genügt das?
Führungsspanne, Leitungsgrösse oder modern «span of control» bezeichnet das Grössenverhältnis zwischen Führungsperson und direkt unterstellten Mitarbeitern. Eine grosse Führungsspanne bedeutet also, dass einer Führungsperson sehr viele Mitarbeiter direkt unterstellt sind. Ist die Spanne zu gross, besteht die Gefahr, dass die Führungsperson ihre Mitarbeiter nicht mehr sach- und fachgerecht führen und steuern kann. Indikatoren für eine zu grosse Führungsspanne sind Produktivitätsverlust, Informationsdefizit, Mitarbeiterdemotivation, «Jeder-macht,-was-er-will-Mentalität» und manchmal sogar Konflikte unter den Mitarbeitern oder zwischen Führungsperson und Mitarbeiter.
Sollte man daher lieber auf kleine Teams und Gruppen setzen? Nein, denn auch eine zu kleine Führungsspanne kann sich mitunter negativ auf das Unternehmen auswirken. Zwar steigt tendenziell die Führungsqualität, weil jede Führungsperson sich nur um wenige Mitarbeiter kümmern muss. Allerdings braucht es dann deutlich mehr Führungspersonal – (zu) hohe Personalkosten und eine zu tiefe und damit träge Hierarchie sind die Folgen. Auch der Koordinationsaufwand im Unternehmen steigt mit der Anzahl der Beteiligten im Führungskreis. Und die Mitarbeiter sind oft unzufrieden, wenn die Führungsspanne zu klein ist: Sie fühlen sich zu sehr eingeengt, kontrolliert und in ihrer Entwicklung blockiert.
Fakt ist: Die Führungsspanne hat einen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens. Es ist daher wichtig, sich nicht nur auf sein Gefühl zu verlassen. Welches ist also das richtige Verhältnis zwischen Führungsperson und der Anzahl ihr unterstellter Mitarbeiter?
In der Literatur werden verschiedene Leitungsspannen als Optimum angepriesen. Unsere Erfahrung weist in eine andere Richtung: Es gibt keine richtige oder falsche Zahl. Es ist etwas komplizierter. Deshalb haben wir ein praktisches Verfahren entwickelt, das die optimale Führungsspanne anhand weniger Fragen festlegt.
In der auf dem PDF ersichtlichen Tabelle 1 sind acht Führungsbedingungen mit jeweils fünf Ausprägungen dargestellt. Definiert man für eine bestimmte Führungsaufgabe die entsprechende Kombination, ergibt sich eine Punktzahl.
Das Verfahren basiert auf der langjährigen Führungserfahrung unserer Berater. Verschiedene in der Praxis durchgeführte Bemessungen der Führungsspanne und Weiterentwicklungen der Organisation bestätigen die Gültigkeit des Modells. Es ist einfach und schnell durchzuführen und aufgrund der Transparenz für alle Beteiligten nachvollziehbar.
Und wie sehen die Leitungsspannen in Ihrem Unternehmen aus?