Stangenbohnen kennt man gemeinhin als gute Eiweisslieferanten in der menschlichen Ernährung und als nahrhafte Beilage in verschiedenen Gerichten, wie etwa der Gerstensuppe. Damit die Bohne in unserem Suppenteller landen kann, muss sie von Beginn des Keimens bis zur Reife verschiedene Fähigkeiten an den Tag legen. Eine ihrer wesentlichen Fähigkeiten ist die gezielte Problemlösung.
Stangenbohnen wachsen zwei bis vier Meter hoch. Dazu sind entsprechende Stangen oder aufgehängte Seile nötig, an denen sich die Bohne hochranken kann. Das Platzieren der Stange löst der Gärtner für die Bohne. Doch: Wie löst die Bohne ihre Aufgabe, die Stange zu finden?
Durch ihre Standortgebundenheit ist die Bohne zum Überleben darauf angewiesen, ihre Umwelt sehr genau wahrzunehmen und sich den Herausforderungen eines statischen Daseins zu stellen. So wetteifert sie mit der Konkurrenz um Nährstoffe im Boden oder um das Sonnenlicht auf ihren Blättern. Dies ganz im Gegensatz zum Menschen, der mit seiner Beweglichkeit die Möglichkeit hat, bei Problemen und Herausforderungen die Flucht zu ergreifen oder sich einem Problem zu stellen. Diese Wahlfreiheit hat die Bohne nicht und muss somit Strategien entwickeln, sich mit Problemen gezielt auseinanderzusetzen. So nimmt sie ihre ganze nähere Umgebung wahr und fokussiert sich mit ihrem Wachstum gezielt in die Richtung einer höhergelegenen Haltemöglichkeit, ohne diese vorher berührt zu haben – einfach so.
Im Gegensatz zur Bohne nehmen wir Menschen im Arbeitsumfeld vielfach unsere aktuelle Situation gar nicht so genau wahr – oder wollen sie gar nicht so genau wahrnehmen. Daraus resultiert eine verzerrte Wahrnehmung der äusseren Gegebenheiten, so dass die Herausforderungen im Umfeld unbemerkt weiter wachsen können. Tritt dann ein echtes Problem auf, lassen sich vier Verhaltensweisen feststellen: Totstellen, Angriff, Flucht und Problem lösen. Jede dieser Reaktionen ist in Teams und zwischen Mitarbeitenden sehr häufig erkennbar und erlebbar. Die grosse Herausforderung: Mit diesen verschiedenen Verhalten arbeiten rund ¾ der Personen nicht an einer echten Lösung.
Die «Problem-Totsteller» erkennt man daran, dass sie mehrfach darauf hinweisen, das entsprechende Problem betreffe sie gar nicht und für sie sei alles in bester Ordnung. Die «Problem-Angreifer» machen andere für das Problem verantwortlich und weisen zudem meist vehement darauf hin, dass die anderen das Problem lösen müssen. Die «Problem-Flüchter» suchen sich ein Betätigungsfeld, in dem alles in ihrem Sinne läuft. Und nur die «Problem-Löser» stellen zuerst einmal fest, worin das Problem besteht, um dann zielgerichtet und konsequent auf die mögliche Lösung hinzuarbeiten.
Jede der vier beschriebenen Verhaltensweisen ist in einem Unternehmen an der Tagesordnung und ihre Ausprägungen hängen stark von der Unternehmenskultur ab. Eine vertrauensvolle Basis, auf der die Mitarbeitenden Themen sowohl auf sachlicher wie auch auf emotionaler und persönlicher Ebene ansprechen können, ist ein wesentlicher Schritt, um Probleme echt zu lösen. Konfrontation im konkreten Thema und Klarheit in der Wahrnehmung und Aufgabenstellung helfen auch uns beweglichen Menschen, Probleme effizient und nachhaltig zu lösen – wie die Bohne.