Digitalisierung – wie geht es weiter? 

Digitalisierung – wie geht es weiter? 

Mai 2017

Luca Rechsteiner

, B.Sc. FHO Business Administration

«Beim aktuellen Stand der Dinge braucht es noch immer Menschen, die der Maschine sagen, was sie zu tun hat.»

Die Digitalisierung gehört in die heutige Zeit wie das Auto oder das Smartphone. Dieser Artikel geht der Frage nach: Welche Folgen hat eine erfolgreiche Digitalisierung für unsere Arbeit – heute und in Zukunft?

Die Digitalisierung, nämlich Werte in Form von Universalcodes zu speichern, hat ihren Ursprung weit zurück in der Vergangenheit: in den Jahren 1829 mit der Brailleschrift und 1837 mit dem Morsecode. Der nächste Schritt war, die Produktion in den 80ern und 90ern zu digitalisieren. Roboter übernahmen Arbeitsschritte, die Menschen am Fliessband durchgeführt hatten. Wenn heute von Digitalisierung die Rede ist, sind es allerdings nicht mehr Fliessband-Jobs, die digitalisiert werden, sondern Büroarbeiten. Dort lassen sich heute verschiedene Arbeitsschritte digitalisiert abwickeln: Etwa der automatische Rechnungseingang, die Synchronisierung mit der Cloud oder das Archivieren von Dokumenten nach definierten Regeln. Auch ausserhalb des Arbeitsplatzes hat die Digitalisierung einige Veränderungen gebracht. Beispiele hierzu sind E-Books oder Apps wie Uber, ein Service, der das Taxifahren revolutioniert hat.

Die Digitalisierung wird von verschiedenen Faktoren getrieben. In erster Linie von der IT mit ihrer Infrastruktur und den Applikationen, aber auch von Arbeitsabläufen und Menschen. Damit die Digitalisierung einen Mehrwert liefert, müssen Menschen und IT, Applikationen und Prozesse wie Zahnräder in einem gut abgestimmten Getriebe ineinandergreifen. Dies stellt viele Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Denn oft sind Geschäftsprozesse noch nicht reif für die Digitalisierung. Werden sie nun gleichwohl digitalisiert, ist im Anschluss kein Mehrwert erkennbar. Geschäftsprozesse müssen also zuerst in der realen Welt einwandfrei funktionieren, ansonsten bringt ihre Aufnahme in die digitale Welt keinen Mehrwert. Und doch: Einigen Unternehmen ist die Digitalisierung bereits gelungen.

Die erfolgreiche Digitalisierung von Prozessen bringt Unternehmen und Angestellten verschiedene Vorteile: Durchlaufzeiten werden verkürzt, mühsame Abtipparbeiten verschwinden und Flüchtigkeitsfehler können vermieden werden. Trotzdem fürchten Angestellte in verschiedenen Branchen um ihre Jobs. Laut einer Studie der Oxford University gibt es in der Tat eine Vielzahl von Berufen, die in den kommenden 20 Jahren komplett durch Computer oder Roboter ersetzt werden. Dazu gehören Kassierinnen oder Kassierer im Detailhandel, kaufmännische Angestellte oder Metzgerinnen und Metzger. Das Aussterben gewisser Berufe erlebte die Arbeitswelt bereits während der Industrialisierung. Allerdings ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz seit 1921 nicht über 5,5% und seit 2000 nicht mehr über 4,5% gestiegen. Was ist passiert?

Es wurden neue Jobs geschaffen. Diese Entwicklung lässt sich am Beispiel des Berufs Schriftsetzer einfach erklären. Der Schriftsetzer arbeitete im Buch- und Zeitungsdruck und war verantwortlich, dass die aus Blei gegossenen Buchstaben an der richtigen Stelle auf der Druckplatte standen. Diesen Beruf gibt es heute nicht mehr, denn Zeitungen und Bücher werden mit der Maschine automatisch, also ohne Zutun eines Menschen, gedruckt. Der automatische Buchdruck schuf aber auch neue Berufe. Heute braucht es Arbeitskräfte, welche Drucker herstellen, zusammensetzen und Toner wechseln. Ein weiteres Beispiel für einen Beruf, den es nicht mehr gibt, ist der Böttcher.

Der Böttcher stellte Holzgefässe zur Lagerung verschiedener Dinge her. Das bekannteste Holzgefäss ist wohl das Weinfass. Heute werden Weinfässer fast ausschliesslich maschinell hergestellt. Für den Böttcher hiess das oft, seinen Job zu verlieren. Doch es war auch eine Chance für ihn, denn es brauchte sein Know-how, um die Maschine zu entwickeln, die heute Holzfässer herstellt.

Wer die Digitalisierung mit diesen Erkenntnissen betrachtet, stellt fest, dass sie nicht nur Jobs vernichtet, sondern auch viele neue geschaffen hat. Meist haben die neu geschaffenen Jobs mit Informatik zu tun, zum Beispiel Applikationsentwickler, Programm-Manager oder Business-Analyst.

Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung: Die IT-Systeme generieren immer mehr Daten. Deren Auswertung ist essenziell, denn diese Daten bringen einen echten Mehrwert. Dies lässt sich an einem einfachen Beispiel erklären. Wenn ein Unternehmen die Daten des Online-Shops nicht auswertet, weiss es nicht, wann die Mehrheit seiner Kunden einkauft. Ohne diese Information kann das Unternehmen nicht wissen, wann es ein Spezialangebot auf seiner Homepage platzieren soll. Somit verpasst es die Chance auf zusätzlichen Umsatz. Wie sich zeigt, ergibt sich aus fast allem, was die Digitalisierung mit sich bringt, wieder eine Arbeit für den Menschen.

Und in Zukunft? Es wird sich weisen, ob die Digitalisierung wirklich zu Jobverlusten führt. Für Jobs, die problemlos durch einen Roboter verrichtet werden können, sieht die Zukunft nicht sehr rosig aus. Denn monotones Arbeiten kann die Maschine auch, sogar noch besser. Menschen, die gewisse Kompetenzen haben, etwa vernetztes Denken oder eine hohe Sozialkompetenz, müssen indessen nicht um ihren Job bangen. Dies aus einem einfachen Grund: Beim aktuellen Stand der Dinge braucht es noch immer Menschen, die der Maschine sagen, was sie zu tun hat. Und dies wird in den nächsten zehn Jahren wohl auch so bleiben.

Wichtig für Unternehmen wie auch für Arbeitnehmer ist, sich auf die rasant fortschreitende Digitalisierung vorzubereiten. Eine Vorkehrung seitens der Unternehmen kann sein, dass sie entsprechende neue Jobs schaffen. Und Angestellte sollten mit den Entwicklungen in ihrer Branche Schritt halten und sich konsequent weiterbilden oder gegebenenfalls umschulen.

So oder so: Die Digitalisierung wird voranschreiten. Wir sollten sie als Chance sehen und nicht als Bedrohung.

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